Verein » Chronik » 1911-1945

1911

  • Zeitig im Frühjahr setzte der innere Ausbau ein, so dass das neue Marienstift am 30. Juni geweiht und seiner Bestimmung übergeben werden konnte. An diesem Tage hatten sich Vertreter der königlichen, städtischen und kirchlichen Behörden und des Direktoriums des Obervogtländischen Vereins für Innere Mission eingefunden. Herr Schulrat Dr. Neudecker hielt die Weiherede, in der er davon ausging, dass das Haus in erster Linie Gottes Güte zu verdanken sei. Weiter erinnerte er an Luther, „der erst im Kloster gelebt habe, dann aber bald zu der besseren Einsicht gekommen sei, dass man sich nicht hinter Klostermauern einsperren soll, sondern sich betätigen und segensreich wirken soll. Auch in dem Marienstift wolle man die Kinder nicht einseitig erziehen, sondern zu brauchbaren Menschen, die später im Leben nicht untergehen sollten, heranbilden." (Oelsnitzer Amtsblatt vom 30.6.1911). Freundlichen Dank für seine Bemühungen um den Neubau wurde dem bisherigen Hausvater Herrn Weber, der seit 9 Jahren im Stift gewirkt hatte, ausgesprochen.
  • Weitere Aufgaben des Vereins in jener Zeit war die Beschaffung der Mittel für die Aufnahme von alljährlich 20 einer Kur besonders bedürftigen Kindern in das Bethlehemstift Bad Elster sowie die Unterstützung anderer Vereine mit Geldmitteln, so z.B. des Magdalenenhilfsvereins, des Frauenheims Tobiasmühle und der Jugendpflege in Landwüst.

 

1915-1921

  • Das Marienstift war in den Jahren 1915-1917 mit 38 bis 40 Kindern voll belegt. Es waren vorrangig Kinder, deren Väter im Krieg dienten und deren Mütter gezwungen waren, den Lebensunterhalt der Familie durch Arbeit in Kriegsfabriken zu bestreiten. Aber auch zur Aufnahme von ostpreußischen Flüchtlingskindern erklärte sich das Haus bereit.
  • Gleichzeitig kämpfte der Vorsitzende des Vereins, Sup. Dr. Klette, wiederholt um die Zurückstellung des Hausvaters Herrn Heinrich Virtel vom Wehrdienst. Dieser war für die Erziehung und Ernährung der vielen Kinder unentbehrlich, da alle zeitweise in der Landwirtschaft beschäftigten Hilfskräfte eingezogen wurden. Erst durch die am 13.2.1917 erlassene Verfügung des Kriegsamtes standen die Leiter und Erzieher der deutschen Fürsorgeerziehungsanstalten unter dem Schutz des Hilfsdienstgesetzes und waren dadurch gegebenenfalls von der Einberufung befreit.
  • In den Folgejahren entstand große wirtschaftliche Not auch dadurch, dass es der Fürsorgeverband Zwickau bereits 1915/16 ablehnte, den jährlich festgelegten Verpflegesatz für die im Marienstift untergebrachten Zöglinge zu erhöhen. Die Anstalt hat bis zum April 1919, also noch weit in die schon damals sehr stark einsetzende Teuerung des Kriegsendes hinein mit einem täglichen Verpflegesatz von etwa 90 Pf. einen Fürsorgezögling ernährt und erzogen. Bis zum April 1920 hat dieser Satz immer erst 1,25 M betragen, also bei weitem nicht die Selbstkosten gedeckt. Auch die dann einsetzende Erhöhung ist nur den sprunghaften Steigerungen aller Ausgaben nachgefolgt, hat aber keineswegs dazu gelangt, den inzwischen schon wieder gestiegenen Anforderungen nachzukommen.
  • In der Kriegszeit war die Unterhaltung der Anstalt so gefährdet gewesen, dass man schon an eine Schließung gedacht hatte.
  • 1919 Gruppenfoto mit den Hauseltern SchillerIm November 1919 traten die Hauseltern Schiller ihren Dienst an. Ab dieser Zeit wurden erstmals auch Kinder im nicht schulpflichtigen Alter aufgenommen.







  • In der ärgsten Not halfen Spenden der „Amerika Hilfe" des Deutschen Roten Kreuzes und ein unverzinsliches Darlehen des Fürsorgeverbandes. Eine große Hilfe in jener Inflationszeit war ebenfalls die Unterhaltung der Feld-, Garten- und Viehwirtschaft, die dafür sorgte, dass es keinen Hunger gab.

 

1925

  • Die wirtschaftliche Lage hatte sich bis dahin so gebessert, „dass alle Räume im Marienstift durch Neuanstrich der Wände, Decken, Türen und Fenster ein freundliches Aussehen erhalten konnten. Die Wohnzimmer wurden mit gutem Bildschmuck versehen, die Kleidung der Zöglinge erneuert, die Turngeräte in Stand gesetzt und bescheiden ergänzt. Den Hauseltern wurden zwei Erziehungsgehilfinnen beigegeben." (Oelsnitzer Amtsblatt)

 1927

  • Auf Anordnung der Behörden sollte das Haus durch einen Anbau vergrößert werden, um insgesamt 40-50 Kinder aufzunehmen und die Bestätigung als anerkannte Anstalt zu erhalten. Durch zum Teil selbst erwirtschaftete Gelder und durch einen Kredit bei der Landesversicherungsanstalt konnte dies realisiert werden.

 

1932-1938

  • Die Anzahl der Pfleglinge im Heim verringerte sich stark, obwohl man bereit war, auch Kinder unter dem 1. Lebensjahr, Schulentlassene und Behinderte aufzunehmen. Hinzu kam im Jahr 1933 eine Missernte aufgrund einer anhaltenden Dürre, die das Marienstift dazu zwang, Lebensmittel und Futter zu kaufen anstatt wie bisher zu verkaufen. Nachteilig wirkte sich noch aus, dass die von den Fürsorgestellen zu zahlenden Verpflegesätze nicht der Verteuerung der Lebenshaltung angepasst, sondern verringert wurden. Auch war die Rückzahlung der vor Jahren aufgrund von Baumaßnahmen aufgenommenen Darlehen eine ständige Belastung. Das brachte die Anstalt in immer stärkere finanzielle Schwierigkeiten, so dass sie sich nicht mehr selbst tragen konnte und ein größerer Fehlbetrag von dem Kreisverein gedeckt werden musste. In der Folge wurde nach Auswegen aus der Not gesucht und auch die Umstellung des Hauses auf ein Wanderarmenheim in Erwägung gezogen. Erst im Jahr 1936 stieg aufgrund einer umfangreich durchgeführten Werbung bei den Fürsorgeverbänden die Kinderzahl wieder an. Aus dieser Werbung ergab sich eine verstärkte Nachfrage der Fürsorgeverbände nach Unterbringung von Behinderten im Marienstift.
  • „Wir waren uns von Vornherein darüber klar, dass die Lösung, Gesunde neben geistig und körperlich Schwachen in einem Heim zu haben, nicht nur für die Hauseltern erhöhte Anforderungen stellte, sondern auch aus erziehlichen Gründen nicht das Ideal war. Es war damals eine Notlösung in sofern, als uns die Aufnahme von Schwachen auch eine Anzahl anderer Zöglinge zuführte, die die Erhaltung des Heims zunächst sicherstellte." (Brief des Vorsitzenden des Vereins an den Landesverein für i. M.)

 

1939

  • Die Kinderheime der Diakonenanstalt Moritzburg wurden durch den Staat geschlossen und deren Kinder zum größten Teil in das Marienstift verlegt. Das Haus war übervoll.
  • Die Naziregierung seitens des Sächsischen Ministeriums des Innern stellte das Marienstift vor die Wahl, entweder nur Behinderte oder nur gesunde erziehungsfähige Zöglinge unterzubringen. Im Falle der Entscheidung für gesunde Kinder sollte der Landrat die Aufsicht über das Heim erhalten. Dies hätte eine Überwachung der Zugänge an Kindern, der Personaleinstellungen und eine amtsärztliche Betreuung bedeutet. Ebenfalls sollte die Zusammenarbeit mit der Schule und der Hitlerjugend geregelt werden.
  • Auf der im August 1939 stattgefundenen Vorstandssitzung wurde daraufhin beschlossen, „das Marienstift auf ein Bewahrungsheim für leichtere Fälle umzustellen, wenn uns von den in Frage kommenden Behörden genügend derartige Fälle zugewiesen werden können."

 

1941

  • 1941 Schlafsaal im MarienstiftDas Ministerium des Innern widerruft in einem Brief vom 20. Januar 1941 an den Landesverein für i. M. die Eignung der Heime der inneren Mission zur Fürsorgeerziehung von minderjährigen Kindern, darunter auch die des Marienstifts. In Folge dessen wurden die Kinder in staatlichen Heimen untergebracht. Behinderte kamen nach Glauchau.

  • Von staatlicher Seite wurde die Kinderlandverschickung (KLV) angeordnet. Daraufhin brachte man Kindergruppen und Schulklassen mit ihren Betreuern aus den bombengefährdeten Gebieten Deutschlands nach Raschau.

1945

  • Der damalige Sup. Krömer wandte sich betreffs des Marienstifts an die Russische Kommandantur und erhielt von dieser die Zusage, dass die kirchliche Arbeit im Heim in der Art wie vor 1933 weiter geführt werden könne. So diente das Haus in den Nachkriegsjahren als Heim für Waisen- und Flüchtlingskinder.

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